Sommerlager der Roverrunde in Ungarn

Nachdem alle organisatorischen Schwierigkeiten, wie die Beantragung der Visa etc., überwunden waren, ging es am Abend des 25. Juli mit etwas gemischten Gefühlen auf nach Ungarn.
Was würde uns dort erwarten? Wie werden sich die Grenzbeamten benehmen? Wie wird die Unterbringung in Budapest sein? Welche Route werden bzw. können wir einschlagen? usw.
Mit Rucksack und Zelten trafen wir uns am Pfarrzentrum – natürlich bei Regen.

“Wie schwer ist dein Rucksack?” “12 kg.” “Meiner hat 15 kg. Wieso hast du nur 12 kg?”

Michaela hatte die Patentlösung! Die Jogginghose war zu schwer, also zog sie eine lange Unterhose an. War uns das vielleicht peinlich! Bis Budapest in einer Unterhose!
Kai hatte andere Probleme. Er hatte nur 11 T-Shirts bei. Die Fahrt dauerte aber 17 Tage. “Was zieh ich bloß an den restlichen 6 Tagen an?!”

Nach einer mehr oder weniger ruhigen Nacht kamen wir in Ungarn an. Etliche Zoll- und Grenzbeamte hatten unsere Pässe und Visa geprüft. Einer hatte sogar die Sitzbänke hochgehoben. Aber größere Schwierigkeiten gab es nicht.

In Budapest ging es per U- und S-Bahn zum Campingplatz. Die Rolltreppen in Budapest sind “einsame Spitze”. Sie führen sehr steil nach oben und sind ungeheuer schnell. Mit dem Gepäck auf dem Rücken war es gar nicht so einfach, den richtigen Moment für den “Aufsprung” abzupassen. Aber Übung macht den Meister. Bald hatten wir den Trick raus (aber ohne Rücksäcke macht die Fahrt mit der Rolltreppe nur halb so viel Spaß).

Auf dem Campingplatz in Budapest waren wir bereits angemeldet. Er bot Platz für ca. 1200 Menschen. Das reinste Durchgangslager! Da wir in DM bezahlten, ging die Anmeldung ziemlich schnell über die Bühne. Die großen Unterschiede, die zwischen Ost und West gemacht wurden, sollten uns die ganze Fahrt über immer wieder deutlich werden!

Natürlich gab es auch manchmal Sprachprobleme. Besonders schwierig wurde es, als neben uns eine Familie aus der CSSR ihr Zelt aufschlug und der Platz etwas knapp bemessen war. Irgendjemand hatte uns gesagt, wir sollten unser Zelt verschieben, aber dann hätten wir ganz abbauen und wieder neu aufbauen müssen.

Eigentlich wollten die Tschechen nur wissen, ob es uns stören würde, wenn sie uns so nah “auf die Pelle rücken”. Eine halbe Stunde ging es hin und her. Inzwischen hatte sich schon eine ganze Traube um uns versammelt. Endlich fiel das erlösende Wort “Nix Problem”! Schallendes Gelächter von allen Seiten.

2 Tage verbrachten wir in Budapest, wobei wir kreuz und quer durch die Stadt streiften. Von der Fischerbastei und der Matthias-Kirche aus hat man einen herrlichen Blick über die Donau.

Am Montag brachen wir wieder auf. Wir hatten entschieden, zunächst das Donauknie zu besuchen. Per Schiff fuhren wir bis Visegrad. Dort angekommen konnten wir den angekündigten Campingplatz nicht finden. Eine Frau in der sogenannten Information sagte immer nur “Bus 2 Uhr – nach oben”. Was sollten wir oben?!

Wir wollten in Visegrad bleiben und “Maria Himmelfahrt” war erst am 15. Endlich fanden wir in der Post eine nette Ungarin, die sehr gut deutsch sprach. Jetzt klärte sich auch auf, was mit oben gemeint war. Der Campingplatz lag in den Bergen! Dort oben gefiel es uns dann ausgesprochen gut.

Zwei Tage später zogen wir weiter nach Esztergom. Die mächtige Kathedrale des Primas von Ungarn fällt sofort ins Auge, wenn man in diese
Stadt hineinkommt. Sie scheint alles zu beherrschen.
Ansonsten waren wir etwas enttäuscht. Esztergom war eine riesige Baustelle. So blieben wir nur eine Nacht und fuhren dann zurück nach Budapest und von dort aus weiter südlich nach Agard an einen See. In Ungarn gibt es kaum Querverbindungen. Alle Wege führen über Budapest.

An diesem See wollten wir uns einige Tage erholen. Bei Temperaturen von 38°C konnten wir schwimmen, rudern oder auch einfach nur faulenzen. Auf der anderen Seite des Sees war viel Schilf. Mit dem Boot dort hindurchzufahren, war schon ein kleines Erlebnis.

Und dann der Sturm! Nachts tobte auf der anderen Seite ein schweres Gewitter. Die Ausläufer des Sturms machten auch uns noch schwer zu schaffen. Es war unheimlich interessant, das Gewitter (aus sicherer Entfernung) zu beobachten.

Nach diesen ruhigen Tagen wollten wir eigentlich weiter zum Plattensee. Aber man riet uns davon ab. Alle Orte dort wären überlaufen. Als Westdeutsche hätten wir zwar wahrscheinlich noch gute Aussichten, einen Platz zu bekommen, aber sicher war das nicht. Nach reiflichen Überlegungen beschlossen wir dann, zurück nach Visegrad zu fahren. Bei der Hitze war ein Platz in den Bergen nicht zu verachten.

Drei Tage versuchten wir, das Donauknie gründlich zu erforschen. Dann mußten wir zurück nach Budapest. Den letzten Tag in Ungarn verbrachten wir mit Bummeln, Einkaufen und Besichtigungen. Die Rückfahrt nach Deutschland war so geplant, daß wir 1 1/2 Tage in Wien die Fahrt unter-
brechen konnten. So ging es also zunächst nur von Budapest bis Wien. Die Paß- und Visakontrollen verliefen wesentlich ruhiger als auf der Hinfahrt. An der Grenze fiel uns nur auf, daß mehrere Grenzbeamte am Zug und neben der Lok stehenblieben, bis wir weiterfahren konnten.

Wien war Spitze! Übernachtet haben wir im Kolpinghaus, wo uns der Pförtner sofort als alter Pfadfinder begrüßte. Es war völlig ungewohnt, wieder in einem Bett zu schlafen, aber wir haben auch diese Schwierigkeit überwunden.

Am ersten Tag sahen wir uns vor allem den Prater an. Nach Einbruch der Dunkelheit bestiegen wir das Riesenrad, um von oben auf all die bunt beleuchteten Buden und Karussels zu sehen. Ein toller Anblick!

Den Samstag verbrachten wir vor allem auf der Kärtnerstraße. Das Gepäck
hatten wir schon morgens in die Gepäckaufbewahrung am Bahnhof gebracht. Vom Bahnhof ging es zu Fuß bis in die Innenstadt, wo uns Straßenmusikanten über Straßenmusikanten erwarteten. Das Programm war vielfältig. Es gab sowohl klassische Musik als auch moderne oder Volksmusik aus Südamerika.

Gegen Mittag sahen wir uns den Stephansdom an, wo wir auch am Abend die hl. Messe besuchten. Und dann war es Zeit, von Wien Abschied zu nehmen!
Am späten Abend fuhren wir in Wien ab und am Sonntag kamen wir um 10.55 Uhr in Dortmund an. Welche Überraschung! Nur eine wurde erwartet! Alle anderen Eltern hatten uns nicht geglaubt, daß wir so früh kamen, weil eine halbe Stunde nach uns noch ein Zug aus Wien eintraf. Aber nach und nach trudelten alle ein.

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